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Das Mädchen Karolina
Karolina Gerhardinger wurde am 20. Juni 1797 in Regensburg-Stadtamhof als Tochter des Schiffsmeisters Willibald Gerhardinger und seiner Frau Franziska geboren.
Sie besuchte die Schule der Augustiner-Chorfrauen de Notre Dame in Stadtamhof bis zur Schließung 1806 infolge der Säkularisation.

Die Lehrerin
Als 12-Jährige wurde Karolina zusammen mit zwei anderen Mädchen als Hilfslehrerin ausgebildet.
Mit 15 Jahren legte sie erfolgreich die Anstellungsprüfung zur „königlich-bayerischen Lehrerin“ ab.
Bischof Michael Wittmann förderte ihre außerordentlichen Fähigkeiten und bestärkte sie in dem, was sie innerlich spürte: die Berufung zu einem Ordensleben.

Die Ordensfrau
Von ihm geistlich begleitet, gründete Karolina Gerhardinger am 24. Oktober 1833 in Neunburg v. W. die Kongregation der Armen Schulschwestern v.U.L.Fr., indem sie zusammen mit zwei Gefährtinnen ein klösterliches Leben begann.
Als Bischof Wittmann im selben Jahr starb, fand Karolina Gerhardinger in Franz Sebastian Job, einem Freund Bischof Wittmanns und dem Beichtvater der Kaiserin Karoline Auguste von Österreich, Unterstützung. Mit seinem unerwarteten Tod 1834 war die Klostergründung erneut in Frage gestellt.

Am 16. November 1835 legte Karolina in der St. Galluskapelle in Regensburg ihre Gelübde ab und nahm den Namen Theresia von Jesu an.
Ihr apostolisches Anliegen war es, Mädchen aus einfacheren Verhältnissen gediegene Bildung und religiöse Erziehung zu vermitteln und so zur christlichen Bildung der Familie und zur Besserstellung der Frauen in der Gesellschaft beizutragen.

Die junge klösterliche Gemeinschaft breitete sich rasch aus. 1839 eröffnete sie in München im Stadtteil Au eine Niederlassung.
Theresia Gerhardinger sah es als notwendig an, ein zentral gelegenes Mutterhaus zu errichten, das auch als Ausbildungsstätte für junge Schwestern diente.
Mit Unterstützung von König Ludwig I. erhielt sie für diesen Zweck das leer stehende Klarissenkloster am Anger in München.
Das neue Mutterhaus in München war ab dem 16. Oktober 1843 der Ort, wo junge Schwestern zum einen ins Ordensleben eingeführt wurden, zum anderen ihre wissenschaftliche und unterrichtspraktische Ausbildung als Lehrerinnen bzw. Erzieherinnen erhielten. Von hier aus gingen sie überall dorthin, wo neue Filialen gegründet werden konnten.

Die Generaloberin
Auf Bitten König Ludwigs brach Theresia Gerhardinger mit fünf jungen Schwestern 1847 nach Nordamerika auf, gründete dort innerhalb eines Jahres acht neue Niederlassungen und setzte die erst 26-jährige Karolina Frieß als Generalkommissärin (= ihre Stellvertreterin vor Ort) ein.
Nach ihrer Rückkehr aus Amerika erhielt Theresia von Jesu Gerhardinger viele Anfragen um Schulschwestern aus anderen Teilen Deutschlands und aus dem europäischen Ausland. Rückschläge erfuhr die Gemeinschaft im Kulturkampf.
Das Ringen um die Anerkennung der Ordensregel, die eine zentrale Leitung durch eine Frau vorsah, und die damit verbundene Auseinandersetzung mit Karl August Graf von Reisach, dem Erzbischof von München und Freising, fand 1865 ein glückliches Ende, als Papst Pius IX. die Ordensregel approbierte. Damit wurde die zentrale Leitung einer Gemeinschaft durch eine Frau als Generaloberin erstmals genehmigt.

Am 9. Mai 1879 starb Theresia von Jesu Gerhardinger im Angerkloster München. Ihr Grab befindet sich bis heute in der St. Jakobskirche in München.

Die Seliggesprochene
Am 17. November 1985 wurde Theresia von Jesu Gerhardinger durch Papst Johannes Paul II. in Rom seliggesprochen. Anerkannt wurden in besonderer Weise ihre Glaubensstärke, ihr Vertrauen in Gott und ihre Liebe zu Gott und den Nächsten.

„Die Kirche hebt das Licht ihres heiligmäßigen Lebens und Wirkens durch die Seeligsprechung auf den Leuchter, damit es fortan allen Menschen leuchtet.“                                                                           Papst Johannes Paul II.

Am Grab der Gründerin in der St. Jakobskirche am Anger, München beten noch heute viele Gläubige und vertrauen dem aufgelegten Fürbittbuch ihre Nöte aber auch ihren Dank an.

Einzug in die Walhalla; der deutsche Kultusminister und die Zukunft
Am 3. September 1998 wurden mit der Aufstellung einer Büste in der Walhalla Theresia von Jesu Gerhardingers Leistungen als Pionierin der Frauenbildung in Bayern gewürdigt.
Ihr Werk hat, so der Kultusminister Hans Zehetmair in seiner Ansprache:

„…entscheidend gerade zur Verbesserung der Lebens- und Bildungssituation
von Frauen und Mädchen beigetragen. Theresia von Jesu Gerhardinger hat die Mädchenbildung durch mehr als ein Jahrhundert entscheidend geprägt.“

In der Tat, war das von Ihr propagierte Schulsystem richtungsweisend. Die Volksschulen des Ordens waren bereits damals sechsstufig, ein Jahr länger also, als die allgemeine Schulpflicht.
Weiters gab es für die schulentlassenen Mädchen eigene Fortbildungsschulen und sogenannte Höhere-Töchter-Schulen. Sie war damit die Wegbereiterin für heute gültige Schulformen, wie die Realschulen und die Gymnasien.
Besonderer Wert wurde immer auch auf die musisch-kreative Bildung gelegt.

Theresia Gerhardinger leistete zudem mit ihrem Ausbildungskonzept für die klösterlichen Lehrerinnen einen qualifizierten Beitrag zur späteren Lehrerausbildung für Frauen.
Aufbauend auf den Impulsen Pestalozzis prägte sie parallel zu Fröbel die moderne Kindergartenpädagogik.
Theresia von Jesu Gerhardinger richtete, darüber hinaus für verelendete Kinder „Suppenschulen“ ein und bot Betreuungsangebote außerhalb der Schulzeit an. Auch der Heimerziehung gab sie neue Grundlagen.

2017-06-09T19:04:58+00:00